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WeinDüsseldorf 2018

In diesem Jahr fand die WeinDüsseldorf am 10. und 11. November im Hotel
InterContinental an der Königsallee statt. Wie schon in den letzten Jahren war die Besucherzahl ( besonders an den Nachmittagen ) wieder sehr hoch.
Das tradionelle Basement reichte nicht aus, einige Winzer mussten in das 1. Obergeschoss umziehen. Die gebotene Qualität der Weine war durchweg gut, einige Kellermeister schwärmten jedoch schon vom Jahrgang 2018.

Besuch des Vignaiolo Claudio Quarta

Auf halber Strecke zwischen den Orten Lecce und Manduria (bekannt für die hervorragenden Primitivo-Weine ) liegt in Guagnano das Weingut Claudio Quarta. Die Gebäude waren ehemals ein großes traditionelles Weingut und sind nun modernisiert und um einen Bürotrakt erweitert worden.


Schon im Eingangsbereich wurden wir sehr herzlich von Claudio Quarta – einem eloquenten Herrn im Business-Anzug und der charmanten, jungen Assistentin Valentina empfangen.
Sofort konnten wir feststellen, dass wir uns nicht in einem traditionellen Weingut befinden.
Bei Restauration und Renovierung des alten Weinguts zeigt der Besitzer erlesenen Geschmack. Er hat viel Wert auf ausgesuchtes Design, Funktionalität und eine moderne Repräsentation gelegt.

Erstaunt sind wir als wir von der großen Rebfläche dieses Weinguts hören.
Sie umfasst sage und schreibe fast 55 ha.
Die Menge des Weins mit dem Namen Moros, welcher in diesem Gebäude gepresst, gekeltert und gelagert wird beträgt aber nur rund 6000 l.
Wie passt das nun zusammen? Auf unsere Frage findet Claudio Quarta sofort eine umfassende Antwort.

Durch seine wissenschaftliche Ausbildung als Biologe und den früheren Erfahrung als Manager und Miteigentümer einer erfolgreichen Biotech-Firma verfolgt Claudio Quarta zusammen mit seiner Tochter Alessandra einen sehr interessanten Ansatz, der die Bedingungen vor Ort in Rechnung stellt.
In der Vergangenheit waren apulische Weine oft recht einfache Verschnittweine und die reifen, tiefroten Trauben des Südens wurden an Weingüter im nördlichen Italien und Frankreich für kleines Geld weitergegeben.

Das ist auch der Grund, dass bei vielen lokalen Winzern das Wissen über moderne Vinifizierung, wie man heute hochqualitative Produkte erzeugt, in der Vergangenheit nicht aufgebaut wurde und nun manchmal zu Wünschen übrig lässt. Claudio Quarta und seine Tochter sehen in der Qualitätssteigerung der Weine und der Qualifizierung angeschlossener Winzerbetriebe ihr großes Zukunftsprojekt. Alessandra Quarta betreute an unserem Besuchstag auch die Traubenernte.
Handverlesene Weingüter aus Apulien und Kampanien, welche schon in der Vergangenheit auf Qualität gesetzt haben, sind nun mit der Firma Quarta eng verbunden. Verwaltung, Marketing und Verkauf werden von Claudio Quarta für die Winzer-Gruppe zentral organisiert. 80% des Gesamtvolumens unter den Namen emera tenute, cantina moros und cantina sanpaolo werden heute in die USA und Japan/China verkauft. Anders als bei vielen Genossenschaften verbleibt die Kunst der Vinifizierung bei den einzelnen Weinbauern. Durch einen Wissensaustausch innerhalb der Gruppe und modernste Kellertechnik soll langfristig die heute schon bestehende Qualität noch weiter gesteigert werden.

Aufgrund des Geschäftsmodells wurden moderne Büros und Präsentationsräume für unterschiedlich große Besuchergruppen geschaffen. Im Erdgeschoss findet man noch vier alte Weintanks im großen Vortragsraum.


Ein besonderes Highlight ist jedoch der Gang durch das große Kellergeschoss. Mit viel Gespür für Tradition und effektvolle Raumgestaltung sind weitere alte Weintanks zu Lagerkellern und Repräsentationsräumen in tollem Design umgebaut worden.


Die alten Rotweintanks wurden durch Türöffnungen verbunden, eine beeindruckende Galerie einer miteinander verbundenen Kette von Lagerräumen, die zudem mit einladenden Holzmöbeln für Weinproben bestückt sind.
Die Besucher können hier auch anhand antiker Ausstellungsstücke die traditionelle Geschichte der Rotweinproduktion im Stiefelabsatz Apuliens über mehr als 2 Jahrtausende hautnah erleben.
In den einzelnen Weinkellern fasziniert uns vor allem die rötliche Färbung der Wände im Kerzenlicht. Ein großes Lob gilt den Architekten und dem Besitzer, denen wir ein besonders glückliches Händchen bei der Renovierung des alten Weinguts attestieren können.


Nach einem ausfühlichen Rundgang hatten wir das Vergnügen in stilvoller Atmosphäre im Inneren der alten Weintanks eine beeindruckende Weinprobe mit Claudio Quarta und seiner Assistentin zu genießen. Auch ein paar sehr schmackhafte regionale Winzerdelikatessen ( Oliven, Salami, Brot und Öl ) wurden dazu gereicht.


Alle sechs der von uns degustierten Weine stammen aus der Region Apulien, gewachsen auf hügeligem Land in der Nähe zum Meer.

  • Anima di Chardonnay Revolution – Bianco Pulia IGP – 100% Chardonnay 2016
    Der Wein bleibt ein Jahr im Tank und ein weiteres Jahr auf der Flasche.
    Das Label stellt ein Nordlicht dar. Zitroniger, wenig blumiger Duft, leichte erdige Grundnote, langer eleganter Abgang
  • Rose – Rosato Negroamaro Salento IPG – 100% Negroamaro
    Die Trauben werden horizontal gepresst und der Saft bleibt nur drei Minuten im Kontakt mit den Schalen. Dadurch erhält der Wein eine sehr helle Farbe.  Ein sehr leichter, eleganter Rose ( nahezu ein Blanc de Noir ), dezente Mandarinennote.
  • Anima di Negroamaro – Lizzano Negroamaro DOP Superiore – 100% Negroamaro Lizzano. Sehr hamonische Komposition, man schmeckt rote Früchte und Balsamico, mittellanger Abgang.
Claudio Quarta
  • Moros – Rosso Salice Salentino DOP Riserva – 95% Negroamaro, 5% Malvasia Nera
    Eine sehr harmonisch, ausgewogene Negroamaro Variante, auch hier intensiver Duft und Geschmack nach roten Früchten, leichte angenehme Restsüße. Relativ hoher Preis.
  • Salice Salentino – Rosso Salice Salentino DOP – 85% Negroamaro, 15% Malvasia Nera tief und voluminös, eleganter Duft.
    Weine aus der Negroamago Traube sind allesamt (im positiven Sinne) sehr gefällig. Auch Weißweintrinker werden sie als Essensbegleiter sehr zu schätzen wissen. Die geöffnete Flasche sollte am gleichen Tage getrunken werden.
  • Oro di Emera – Primitivo di Manduria DOP – 100% Primitivo
    Ein guter und typischer Primitivo-Wein ( für den Apulien zu recht bekannt ist ) mit kräftigem Duft, man schmeckt und riecht schwarze Johannisbeeren, Zimt, würzige Nelken und Pfeffer.

Nicht nur Claudio Quarta und seine freundlichen Mitarbeiter werden uns in lebhafter Erinnerung bleiben, sondern ebenso das süditalienische Ambiente und seine uralte Geschichte:
Die archäologischen Funde, die dem Weinkeller und dem im Kerzenlicht funkelnden Wein eine geradezu antike Aura verleihen, als sei man um Jahrtausende in die Geschichte der Magna Grecia zurückversetzt.
Die meisten der ausgestellten Statuen, Statuetten und Grabbeigaben hat Claudio Quarta wohl persönlich in dieser uralten Kulturregion Apuliens gesammelt und kunstvoll in Vitrinen exponiert.
Aber nicht nur die antiken Exponate lohnen eine Reise hierhin.


Vor Ort kann man auch alle 19 Weine der Gruppe ( aus Apulien und Kampanien ) in einem kleinen Shop kaufen.
Wer einige Weine in Deutschland versuchen möchte, kann sich an
Carlo Persano – LEVINI Weinhandelsgesellschaft mbH.
Cannonstr. 2 in 71384 Weinstadt wenden.

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Besuch der Wijndomain St. Martinus

Es sind keine 10 Minuten mit dem Auto. Nicht einmal 10 km von Aachen entfernt.

Wijndomain St. Martinus, unsere neue Entdeckung.
Das Niederländische Weingut liegt nur den berühmten Steinwurf von Aachen entfernt. So nah gibt’s weit und breit kein deutsches Weingut in dieser Region.

Die Vaalser Straße entlang geht’s gleich hinter dem letzten Vaalser Kreisverkehr in Richtung VIJLEN. Kurz vor dem Ziel machen wir schon mal ein paar Fotos von dieser für Holland ungewöhnlichen Gegend.
Eine grüne Hügellandschaft breitet sich vor uns aus: Die Alpen der Niederlande!

Der Eingangsbereich des Weinguts öffnet sich zu einem wunderschönen Blick auf das sog. Mergelland, auch Heuvelland.
Vor kurzem ist VIJLEN 1000 Jahre alt geworden: 1016 – 2016

So alt ist das Weingut St. Martinus natürlich nicht. Nicht weit vom Dreiländerpunkt hat Hans Beurskens 1998 mit einem kleinen Weinberg begonnen. Von seinem Vater hat Stan Beurskens den Weinberg 1996 übernommen und das daraus gemacht, was das Weingut heute ist.

Wie bei Holländern üblich, ist es ein Unternehmen, das ständig “in the making” ist. Immer wieder wird neu geplant, erweitert. Und natürlich macht Stan das nicht allein. Das geht ja auch gar nicht. Nach weiteren Fotos im Eingangsbereich des neu gebauten Weingutes stehen wir vor einem beeindruckenden Flachbau.

Und hier treffen wir auf Hans Weber. Der Name klingt deutsch, aber dieser Mann ist waschechter Holländer. Oder vielleicht doch mehr ein Mann aus dem Limburgischen? Jedenfalls werden wir von ihm (auf Deutsch) erst einmal mit einführenden Informationen eingedeckt. Man staunt, wie aus bescheidenen Anfängen bereits in wenigen Jahren ein ansehnlicher Weinbaubetrieb geworden ist.

“St. Martinus” – geht mir durch den Kopf – also der Mantel teilende St. Martin, dem wir als Kind mit einer selbst gebastelten Laterne hinterher gelaufen sind? Was aber Winzer an St. Martin schätzen: Er ist ihr Schutzpatron.
Und man weiß auch, wie sehr gerade Winzer einen Schutzpatron brauchen, um die Unwägbarkeiten des Wetters zu bannen, wundert sich dann auch nicht mehr, dass es mehrere davon gibt. Im Weingebiet Süd – Limburg ist es jedenfalls der St. Martin.

Aber kommen wir jetzt endlich zur Sache. Zum NEDERWEIN von St. Martinus. Und wir kommen zu Wiebke Neddermann.

Sie ist zwar deutscher Sprache, aber international orientiert, wie ihre ( Aus-) Bildungsstationen es ausweisen:
Frankreich, dann zum Studium nach Geisenheim (Önologie und Weinbau), dann weit weg, nach Neuseeland. Jetzt wirkt sie hier seit mehreren Jahren als Betriebsleiterin. Und so wie ihr Haar kunstreich gestaltet ist, sind ihre fachlichen Ausführungen von hohem Informationsgehalt.
Nach eigener Aussage: Sie ist für alles verantwortlich, was auf sie zukommt. Es sei denn ihr Chef Stan Beurskens muss selbst entscheiden.
Wiebke Neddermann ist heute unser Cicerone für alle Fragen, die den Ausbau des Weines und die gewählten Sorten für das Weingut betreffen.

Piwis heißt das Zauberwort. Schon mal gehört?
PilzWiderstandsfähige Rebsorten sind gemeint – Kurz PIWIs.

Wer jetzt denkt, wir hätten schon das erste Glas in der Hand… Weit gefehlt.
Wir kriegen einen Steilkurs. Vor der Praxis (Weinprobe) steht die Theorie.
Nicht was man jetzt denken könnte. Kein trockenes Buchwissen, sondern lebendige Infos und dabei geht’s die Treppe runter über 3 Ebenen in die Tiefen der Weinbereitung – und Lagerung – und wieder rauf zur Abfüllung.

Wiebke macht das wohl mehrmals am Tag – da kann man wohl nicht zunehmen an Gewicht – wohl aber an Erfahrung!
Wir auch. Beim Thema Kellertechnik halten wir uns lieber kurz.
Das ist eine Riesenarbeit – wie wir gesehen haben. Automatische Kelteranlage und sehr viele kleine Stahlbehälter. Wieso so kleine, also auch unter 500 Liter Volumen?
St. Martinus baut für andere – kleine Weinbauern – den Wein aus.
Nach Wiebkes Auskunft: Mehr als 50 % der Arbeit im Keller machen wir für die “Kleinen”.

WelchePiWi – Sorten werden nun bei St. Martinus bevorzugt ausgebaut?

Weiße PiWis:

  • Pinot Gris
  • Souvignier Gris
  • Johanniter
  • Muscaris
  • Chardonnay

Rote PiWis:

  • Cabernet Cortis
  • Cabernet Cantor
  • Monarch
  • Pinot Noir

Unser Gespräch dreht sich um Vor – und Nachteile dieser PiWi – Reben.
Aber wir werden dieser Frage natürlich nicht theoretisch nachgehen, sondern ganz praktisch, bei der Weinprobe. Wiebke muss sich jetzt um ihren Laden kümmern – die Arbeit wartet nicht. Hans Weber, unser Empfangschef, übernimmt nun die ganz praktische Weinprobe.

Womit anfangen -bei den PiWis? Natürlich mit den Weißen:

  • BERGDORPJE 2016

Frischer, trockener Weißwein
vom Johanniter, Solaris und Muscaris – 12,5%

  • GRIS DE VILLARE 2015

Fruchtiger, voller, trockener Weißwein
vom Souvignier Gris und Pinot Gris
mit leuchtenden Farbreflexen – 13%

  • FUNKELWIEN (SEC) 2013

Komplexer perlender Rosewein
100% Monarch mit Zweitgärung auf der Flasche
(Traditionelle Methode) – 13%

  • FRANCISCA (BRUT) 2013

Aromatischer perlender Blanc de Noir
vom Monarch, Pinot Noir und Cabernet Cortis (Traditionelle Methode)
12 Monate Zweitgärung auf der Flasche – 13%

  • LIMBURGS PARELKE 2016

Leicht perlender, frisch-fruchtiger Rosewein
vom Cabernet Cortis, Cabernet Cantor und Pinotin – 10,5%

Ein paar Rotweine haben wir natürlich auch probiert.

  • CUVÉE VILLARE 2015

Fruchtiger, würziger Rotwein – 100% Monarch
12 Monate in französischer Eiche gelagert – 13%

  • JOHANNES 2015

Voller Rotwein mit der Frucht von schwarzen Beeren
vom Cabernet Cantor, Cabernet Cortis und Pinotin
12 Monate in französischer Eiche gelagert – 13%

Last but not least: Stan Beurskens

Er ist einer der großen Beweger der Limburgischen Weinlandschaft. Und er ist v.a. einer der sympathischen Niederländer, mit dem man sofort ins Gespräch kommt. Aber eben auch der typische stets beschäftigte Weinmacher. Seinem Mut, seiner Energie verdankt der niederländische Weinanbau sehr, sehr viel. Das konnten wir bei unserem kleinen Gespräch mit ihm leicht nachvollziehen und welche außergewöhnliche Leistung dahinter steckt.

Wir wünschen St. Martinus weiterhin viel Erfolg.

Eine Bemerkung in eigener Sache am Schluss:

Von einer Bewertung – wie bei Sommeliers oder dem Weinhandel üblich –  sehen wir ab. Uns geht’s darum, Weingüter und ihre Weine vorzustellen. Die Geschmäcker  – gerade beim Wein – sind sehr unterschiedlich.

Wie oft haben wir selbst erlebt, dass wir je nach der Speisenfolge Weine unterschiedlich bewertet haben. Selbst bei der Frage, welche Weine nun trocken, welche schon feinherb oder gar lieblich genannt werden, gibt’s auch unter Kennern Differenzen.

Deshalb sind wir der Auffassung, wenn Weingüter und ihre Weine Interesse geweckt haben, dann kommt selbst und probiert.

Alle, die sich für Wein interessieren, sich für einen bestimmten Wein oder auch eine spezielle Traube begeistern,

Alle, die auch die Landschaften lieben, in denen die besten Weine wachsen, sind herzlich eingeladen, sich auf unseren Weinblog zu begeben, anzuklicken, was interessiert.

DerWeinBlog umfasst (demnächst!) Informationen

  • lexikalischer Art, ohne ein Lexikon zu sein
  • über Weinhandel, ohne den Charakter einer Werbebroschüre
  • über Weinmessen wie z.B. die PROWEIN und WeinDüsseldorf 2018
  • über alles rund um das Thema Essen und Wein
  • über alles, was rund um den Wein passiert

aber vor allem Erlebnisberichte

  • von Weingütern, die wir selbst besucht haben.
  • von Weinen, die wir selbst verkostet haben

Wenn Ihnen/Euch unser WEINBLOG – Intro gefallen hat:

Besucht uns bitte häufiger und sagt es weiter.

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